Montag, 27. Januar 2014

Scenesters' Review: Bo Candy & His Broken Hearts

Gleich neben Bob Dylan steht im alphabetisch geordneten Plattenregal eine Band aus dem Burgenland. Das passt ganz gut, denn die Ähnlichkeiten zwischen Dylan und Bo Candy & His Broken Hearts können nur schwer von der Hand gewiesen werden. Wer nun jedoch bei „Flowers Must Fade“ mit einer Hommage an den Meister oder gar einem weiteren 08/15-Austro-Folk-Album rechnet, liegt falsch.

Egal ob die Mundharmonika im Intro von „A Prayer“, die hin und wieder eingestreuten Gitarrenlicks bei „Scars Of Age“ oder der verzweifelnd gesungene Refrain bei „She Will Be With Him“, Bo und Bob segeln in ähnlichen Gewässern. Doch obwohl sich immer wieder Referenzen zu Dylan finden lassen, schaffen es Bo Candy & His Broken Hearts mit „Flowers Must Fade“ ein eigenständiges zweites Album zu kreieren, das über den metaphorischen Tellerrand klassischer Folk-Ästhetik hinaus schaut. Ein gutes Beispiel hierfür ist „Until The End“, das mit Akustikgitarre beginnt, nur um sich langsam in Richtung Rock'n'Roll zu bewegen. Man sieht, beziehungsweise hört: die Einflüsse auf „Flowers Must Fade“ sind zahlreich. So wird das Album zu einem durchwegs abwechslungsreichen Nachfolger zum 2011 erschienenen, selbstbetitelten Debüt.

Diese Abwechslung wird neben der verspielten Instrumentalisierung auch durch den Gesang erzeugt. Der Abschlusssong des Albums, die romantisch anmutende Lagerfeuerballade „Personal Savior“, ist ein perfektes Beispiel dafür. Die sanft gesungene Strophe wird plötzlich durch einen energischer dargebotenen Refrain unterbrochen, der dem Lied so auf einfache Weise eine neue Dimension verleiht. Diese Art seine Stimme einzusetzen steht Sänger Thomas Pronai überaus gut und wirkt beispielsweise natürlicher als der ein wenig hektischere (an Pronais alte Gruppe, die Beautiful Kantine Band, erinnernde) 60s-Gesang bei „Trojan Horse“. Das Hektische findet bei Bo Candy & His Broken Hearts trotzdem – personifiziert durch Judith Filimónova (alias Fijuka) – seinen Platz. Die Bassistin gibt nämlich dem Lied „With You“ ihre Stimme und trägt dadurch auch ihren Teil zur stimmlichen Abwechslung bei.

Doch nicht nur aufgrund des Leadgesangs ist „With You“ eines der auffälligsten Lieder auf „Flowers Must Fade“. Vielmehr ist es auch ein Querschnitt durch das Album. Background Vocals, kreativ eingesetzte Percussion und Laut-Leise-Dynamik – Elemente, die sich über das ganze Album verstreut finden – sind hier allesamt vereint. Genau diese Elemente sind es auch, die „Flowers Must Fade“ zu einem äußerst kurzweiligen Longplayer werden lassen. Treibende Drums, sanfte Orgelsounds und groovenden Gitarren wechseln sich genauso ab wie Country- und Rock'n'Roll-Sounds. Die Spannung wird so, auch wenn manche Lieder ein wenig zu sehr in die Länge gezogen wirken, durch das ganze Album hindurch aufrecht erhalten.
 
„Flowers Must Fade“ ist ein durchwegs interessantes Album, denn es ist nicht wirklich Folk, nicht wirklich Country und auch nicht wirklich Rock'n'Roll. Es ist ein wenig von allem. Fast wie Bob Dylan.

Skala zum Glück: 7,6 / 10

(c) B. L. Bonetti