Samstag, 25. Mai 2013

Scenesters' Mailinterview mit FILOU

Seit gestern, dem 24.Mai 2013, ist das Zweitwerk der Wiener Soundpoeten FILOU im Handel. "Vor und nach der Stille" heißt das gute Stück, das mit eingängigen Pop-/Rock-Melodien und interessanten deutschsprachigen Texten aufwartet.
Wir lassen hier Lukas Meschik, Jung-Autor und Frontmann des Wiener Vierers Filou selbst zu Wort kommen. Was ihr über  Filou unbedingt wissen solltet und was euch am neuen Album erwartet, erfährt ihr im folgenden Mail-Interview.



Wie würdet ihr jemanden, der Filou noch nicht kennt, eure Musik schmackhaft machen bzw. was sollte man unbedingt über euch wissen?
Lukas Meschik: Ich würde unsere Musik jedem ans Herz legen, der deutschsprachige, eher gitarrenlastige Musik mag und einen Sinn für Texte und Songstrukturen hat, die einen nicht für dumm verkaufen. Wir nehmen für uns in Anspruch, den Hörer sehr ernst zu nehmen, ihm also mehr als die durchschnittliche Pop-Aufmerksamkeitsspanne zuzutrauen. Irgendwie glauben wir an den mündigen Hörer, den es da draußen ja durchaus gibt. Und wenn jemandem die lyrics nicht so wichtig sind, was auch okay ist, dann kann er hoffentlich einfach eingängige Melodiebögen und abwechslungsreiche Songs genießen.



Beschreibe bitte den Sound eures neuen Albums „Vor und nach der Stille“ in 5 Worten.
Lukas Meschik: Analog. Klar. Durchdacht. Mittig. Blau. – Hoffentlich.

Was hat sich für euch als Band verändert seit ihr 2011 euer Debüt „Show“ veröffentlicht habt?
Lukas Meschik: Wichtig ist unser neuer Drummer Robin, der einen frischen Wind und gute Ideen, insgesamt eine neue Energie hereingebracht hat. Vorher war auch alles in Ordnung, jetzt fühlt es sich aber einfach kompletter an. Ich erlebe unser Bandgefüge als ideale Konstellation, wo jeder seinen Platz hat, jeder seine Aufgabe erfüllt. Und da meine ich nicht bloß das Spielerische, sondern auch, dass der eine eher fürs Organisatorische, der andere für die tägliche Dosis schwarzen Humor zuständig ist – sehr unfair verteilt, ich weiß.

Wie habt ihr den Aufnahmenprozess zum zweiten Album empfunden?
Lukas Meschik: Wir hatten mit Alex Tomann einen sehr erfahrenen Mann an unserer Seite, der hat zum Beispiel auch Francis International Airport, Bilderbuch oder Christoph und Lollo recorded. Ich weiß nur das Beste über ihn zu berichten: Er hat hundert ominöse Kästchen und tausend Schrauben, an denen man drehen kann, ist ein richtiger Soundfuchs, dabei noch freundlich und extrem engagiert, er unterstützt einen in jedem Detail. Bis zum letzten Arbeitsschritt hat er sein waches Ohr an allem und schaut, dass die bestmögliche Scheibe aus dem Presswerk rollt.
Davor haben wir schon auch unsere Hausaufgaben gemacht, was die Probenarbeit angeht, damit wir live einspielen konnten, also alle zu viert im gleichen Raum, und nicht eine Spur nach der anderen, was oft steril und leblos klingen kann.

Lukas, für dich als Autor was ist dir wichtiger: der Text oder die Musik bzw. was ist vorher da?
Lukas Meschik: Ich sehe die Band völlig unabhängig vom Schreiben. Natürlich ist mir ein intelligenter, prägnanter, wuchtiger Text wichtig, jede Silbe soll stimmen, aber die Musik ist absolut nicht nur Untermalung des vertonten Gedichts oder so. Beides entsteht gemeinsam, man spielt einfach so vor sich hin, allein oder zusammen, und seltsamerweise formt der Mund irgendwelche Wörter, die manchmal einen Sinn ergeben, das ist dann ein guter Ausgangspunkt, damit kann ich mich zurückziehen und irgendwann mit einem ausgefeilten Songtext wiederkommen. Ich möchte die Entstehungsprozesse gar nicht zu sehr analysieren oder zerreden, das würde sie entzaubern. Es sitzt ja immer die leichte Angst im Nacken, mal für einen längeren Zeitraum nichts Brauchbares hinzukriegen.
Meine Rolle ist eher die des Input-Gebers, aber ich bin nur ein Viertel der Band. Die anderen sind ganz eigenständige, phantasievolle Musiker, was sie daherjammen, inspiriert mich oft zu Wörtern, die sich da gut hineinschmiegen. Spielerisch möchte ich mich nicht genieren und schaue auch, dass ich mein Gitarrengezupfe übe, man soll sich nicht auf seinem Text ausruhen und nicht einmal wissen, wo beim Instrument hinten und vorne ist. Um unser Lied Garten Eden zu zitieren: Das ist mehr als nichts, aber weniger als alles ist nicht genug.

Warum textest du lieber auf Deutsch?
Lukas Meschik: Auf Englisch kann ich es einfach nicht. Mit vierzehn, fünfzehn habe ich es versucht, aber schnell gemerkt, dass es nicht viel bringt. Es holpert dahin und ist weit davon entfernt, originell oder besonders zu sein. Mein Gedanke war immer: Wie würde das für einen Engländer oder Amerikaner, also für Muttersprachler klingen? Könnte ich den die Kinnlade runterklappen lassen, weil das so schöne Bilder hat und ins Schwarze trifft? Ehrlich gesagt nicht. Ich will nicht behaupten, dass es auf Deutsch klappt, aber immerhin kann ich mich selbst oft zufriedenstellen. Einen guten flow kriegt man auch im kantigen Deutsch hin, ohne überall englische Fetzen einzustreuen. Ich bin nicht so der Kauderwelsch-Freund.
Ich finde es ziemlich blöd, dass hierzulande und überhaupt vielerorts keinem auffällt, was für ein grenzdebiles Volksschul-Englisch von heimischen Bands teilweise durch den Äther gejagt wird. Am besten wird es, wenn dann noch ein aufgesetzter accent dazukommt, als ob plötzlich irgendein St.Pöltner aus Manchester käme. Auf Konzerten stellt sich eine groteske Diskrepanz ein à la: Yeah, baby, come on, yeah, let's go, hey, i love you, give it to me, baby - Servas, mia san The Super Sexy Lovers aus Gramatneusiedl. Oder so. Dabei wünsche ich viel Spaß, ich brauche es aber eher nicht.

Dankeschön für das Interview!

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