Seit gestern, dem 24.Mai 2013, ist das Zweitwerk der Wiener Soundpoeten FILOU im Handel. "Vor und nach der Stille" heißt das gute Stück, das mit eingängigen Pop-/Rock-Melodien und interessanten deutschsprachigen Texten aufwartet.
Wir lassen hier Lukas Meschik, Jung-Autor und Frontmann des Wiener Vierers Filou selbst zu Wort kommen. Was ihr über Filou unbedingt wissen solltet und was euch am neuen Album erwartet, erfährt ihr im folgenden Mail-Interview.
Wie würdet ihr jemanden, der Filou noch
nicht kennt, eure Musik schmackhaft machen bzw. was sollte man unbedingt über
euch wissen?
Lukas Meschik: Ich würde unsere Musik jedem ans Herz
legen, der deutschsprachige, eher gitarrenlastige Musik mag und einen Sinn für
Texte und Songstrukturen hat, die einen nicht für dumm verkaufen. Wir nehmen
für uns in Anspruch, den Hörer sehr ernst zu nehmen, ihm also mehr als die
durchschnittliche Pop-Aufmerksamkeitsspanne zuzutrauen. Irgendwie glauben wir
an den mündigen Hörer, den es da draußen ja durchaus gibt. Und wenn jemandem
die lyrics nicht so wichtig sind, was auch okay ist, dann kann er
hoffentlich einfach eingängige Melodiebögen und abwechslungsreiche Songs
genießen.
Beschreibe bitte den Sound eures neuen
Albums „Vor und nach der Stille“ in 5 Worten.
Lukas Meschik: Analog. Klar. Durchdacht. Mittig. Blau.
– Hoffentlich.
Was hat sich für euch als Band verändert
seit ihr 2011 euer Debüt „Show“ veröffentlicht habt?
Lukas Meschik: Wichtig ist unser neuer Drummer Robin,
der einen frischen Wind und gute Ideen, insgesamt eine neue Energie
hereingebracht hat. Vorher war auch alles in Ordnung, jetzt fühlt es sich aber
einfach kompletter an. Ich erlebe unser Bandgefüge als ideale Konstellation, wo
jeder seinen Platz hat, jeder seine Aufgabe erfüllt. Und da meine ich nicht
bloß das Spielerische, sondern auch, dass der eine eher fürs Organisatorische,
der andere für die tägliche Dosis schwarzen Humor zuständig ist – sehr unfair
verteilt, ich weiß.
Wie habt ihr den Aufnahmenprozess zum
zweiten Album empfunden?
Lukas Meschik: Wir hatten mit Alex Tomann einen sehr
erfahrenen Mann an unserer Seite, der hat zum Beispiel auch Francis
International Airport, Bilderbuch oder Christoph und Lollo
recorded. Ich weiß nur das Beste über ihn zu berichten: Er hat hundert ominöse
Kästchen und tausend Schrauben, an denen man drehen kann, ist ein richtiger
Soundfuchs, dabei noch freundlich und extrem engagiert, er unterstützt einen in
jedem Detail. Bis zum letzten Arbeitsschritt hat er sein waches Ohr an allem
und schaut, dass die bestmögliche Scheibe aus dem Presswerk rollt.
Davor haben wir schon auch unsere Hausaufgaben
gemacht, was die Probenarbeit angeht, damit wir live einspielen konnten, also
alle zu viert im gleichen Raum, und nicht eine Spur nach der anderen, was oft
steril und leblos klingen kann.
Lukas, für dich als Autor was ist dir
wichtiger: der Text oder die Musik bzw. was ist vorher da?
Lukas Meschik: Ich sehe die Band völlig unabhängig vom
Schreiben. Natürlich ist mir ein intelligenter, prägnanter, wuchtiger Text
wichtig, jede Silbe soll stimmen, aber die Musik ist absolut nicht nur
Untermalung des vertonten Gedichts oder so. Beides entsteht gemeinsam, man
spielt einfach so vor sich hin, allein oder zusammen, und seltsamerweise formt
der Mund irgendwelche Wörter, die manchmal einen Sinn ergeben, das ist dann ein
guter Ausgangspunkt, damit kann ich mich zurückziehen und irgendwann mit einem
ausgefeilten Songtext wiederkommen. Ich möchte die Entstehungsprozesse gar
nicht zu sehr analysieren oder zerreden, das würde sie entzaubern. Es sitzt ja
immer die leichte Angst im Nacken, mal für einen längeren Zeitraum nichts
Brauchbares hinzukriegen.
Meine Rolle ist eher die des Input-Gebers, aber ich
bin nur ein Viertel der Band. Die anderen sind ganz eigenständige,
phantasievolle Musiker, was sie daherjammen, inspiriert mich oft zu Wörtern,
die sich da gut hineinschmiegen. Spielerisch möchte ich mich nicht genieren und
schaue auch, dass ich mein Gitarrengezupfe übe, man soll sich nicht auf seinem
Text ausruhen und nicht einmal wissen, wo beim Instrument hinten und vorne ist.
Um unser Lied Garten Eden zu zitieren: Das ist mehr als nichts, aber
weniger als alles ist nicht genug.
Warum textest du lieber auf Deutsch?
Lukas Meschik: Auf Englisch kann ich es einfach nicht.
Mit vierzehn, fünfzehn habe ich es versucht, aber schnell gemerkt, dass es
nicht viel bringt. Es holpert dahin und ist weit davon entfernt, originell oder
besonders zu sein. Mein Gedanke war immer: Wie würde das für einen Engländer
oder Amerikaner, also für Muttersprachler klingen? Könnte ich den die Kinnlade
runterklappen lassen, weil das so schöne Bilder hat und ins Schwarze trifft?
Ehrlich gesagt nicht. Ich will nicht behaupten, dass es auf Deutsch klappt,
aber immerhin kann ich mich selbst oft zufriedenstellen. Einen guten flow
kriegt man auch im kantigen Deutsch hin, ohne überall englische Fetzen
einzustreuen. Ich bin nicht so der Kauderwelsch-Freund.
Ich finde es ziemlich blöd, dass hierzulande und
überhaupt vielerorts keinem auffällt, was für ein grenzdebiles
Volksschul-Englisch von heimischen Bands teilweise durch den Äther gejagt wird.
Am besten wird es, wenn dann noch ein aufgesetzter accent dazukommt, als
ob plötzlich irgendein St.Pöltner aus Manchester käme. Auf Konzerten
stellt sich eine groteske Diskrepanz ein à la: Yeah, baby, come on, yeah,
let's go, hey, i love you, give it to me, baby - Servas, mia san The Super Sexy
Lovers aus Gramatneusiedl. Oder so. Dabei wünsche ich viel Spaß, ich
brauche es aber eher nicht.
Dankeschön für das Interview!
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