Alles neu im Hause BILDERBUCH: neuer Schlagzeuger, neuer
Style, neues Liedgut präsentiert auf einer neuen EP. Doch die Band zeigt, dass,
so viel sich auch noch an ihr verändern mag, eines gleich bleibt: ihre
Fähigkeit gute Musik zu kreieren. Und die lässt auf „Feinste Seide“ wahrlich
nicht lange nach sich suchen.
„Ich bin wieder da“ lauten die Anfangsworte des ersten, und
gleichzeitig der EP seinen Namen gebenden Liedes. So richtig weg waren Bilderbuch,
seit sie 2011 „Die Pest Im Piemont“ veröffentlichten, zwar nie, trotzdem
bekommt man das Gefühl, dass sich hier nun eine Band nach dem Neustart
präsentiert. Zumindest was die Bandbesetzung anbelangt stimmt das auch, übergab
doch Andreas Födinger nach sieben Jahren den Schlagzeughocker an Philipp
Scheibl. Dieser führt auf „Feinste Seide“ nun fort, was immer schon ein
Markenzeichen von Bilderbuch war: einfallsreiches Spiel, das den drei
Songs – gepaart mit punktgenauem und kreativ eingesetztem Bassspiel – ein mehr
als nur solides Fundament bietet. Darüber hinaus steht auch das Gitarrenspiel
in gewohnt gutem Einklang mit der Rhythmusfraktion. Dessen Akzente sind zwar
meist eher dezent gesetzt, doch so wird die grundlegende Stimmung der Lieder entweder
gut untermalt („Plansch“) oder ein maßgeblicher Teil dazu bei getragen
(„Maschin“).
„La, la, la, la, la, lass mich nicht los“ – diese
dadaistisch anmutende Zeile entspringt dem Refrain von „Maschin“, der zweiten
Singleauskopplung der EP. Dafür, dass die Lieder genau dies tun, nämlich die
Hörerschaft nicht los lassen sondern sie in ihren Bann ziehen, sorgt vor allem
der Gesang. Auf der einen Seite ergänzt sich dieser gut mit der
experimentierfreudigen Instrumentalisierung, auf der anderen verleiht er den
Liedern jedoch trotzdem die richtige Brise Pop-Appeal. Das Lied „Plansch“ ist
ein perfektes Beispiel dafür, werden hier doch die eher minimalistischen
Strophen plötzlich von einer Bridge, die das Rüstzeug zum Ohrwurm hat,
unterbrochen. Die so erkennbare Dualität spiegelt sich auch in den Texten
wieder. Zeilen wie „Ich lese Proust, Camus und Derrida. Mein Schwanz so lang
wie ein Aal.“ veranschaulichen, dass Bilderbuch keine Band ist, die auf
nur eine Art und Weise funktioniert. Vielmehr ist es genau diese Vielfältigkeit
– sei es auf die musikalische oder inhaltliche Komponente der Lieder bezogen –
die Bilderbuch ausmacht.
„Wenn du Angst vor der Zukunft hast, kauf dir einen Pool“ –
um die Zukunft brauchen sich die vier, mittlerweile in Wien ansässigen, Oberösterreicher
keine Sorgen machen, ist „Feinste Seide“ doch eine der, wenn nicht sogar die
bemerkenswerteste österreichische Veröffentlichung der letzten Jahre. Bilderbuch
kreieren ihren eigenen Entwurf von Pop-Musik und der klingt mehr als nur
überzeugend.
Wer sich in Konzertform von „Feinste Seide“ überzeugen
möchte, kann dies im Dezember unter anderem hier tun:
13. 12.: Innsbruck
(Weekender)
14. 12.: Lustenau (Carinisaal)
20. 12.: Linz (Posthof)
28. 12.: Weyer
(Bertholdsaal).
Und am 25. Jänner in Salzburg (Rockhouse).
(c) B. L. Bonetti